Im Zusammenhang mit der Gestaltung von Städten von Urban Open Source zu sprechen, mag auf den ersten Blick ein wenig idealistisch erscheinen. Die Vorstellung, dass eine große Anzahl von Menschen sich an der Entwicklung neuer städtischer Codes beteiligt – unabhängig davon, ob damit verschiedene Formen der Raumnutzung, die Aneignung vorhandener Architektur oder die Ausarbeitung von neuen Gebäudevorschriften gemeint ist – setzt ein beinahe unheimlich anmutendes reibungsloses Zusammenfallen von Transparenz, gemeinsamen Zielen und kollektiver Expertise voraus.
Seit die Finanzkrise sich in den letzten Jahren festgesetzt hat, kamen die Idealisten allerdings nicht umhin, Realitätsanpassungen vorzunehmen. Die Austeritätspolitik der Städte als Antwort auf die Rezession hat dazu geführt, dass Stadtbewohner neue Initiativen entwickelt haben, mit denen sie selbst Kontrolle ergreifen und Veränderungsprozesse in ihren Gemeinschaften steuern. Die damit verbundenen unwiderruflichen Verschiebungen haben ihrerseits zu einem grundsätzlichen Überdenken von Entscheidungsabläufen und der Art des Stadtmanagement geführt.
Die Analogie der Codeentwickelung dient Make City als ein Analyseinstrument, mit dem sich hervorragend untersuchen lässt, über welche Wege Stadtbewohner an Planungsprozesse beteiligt sind; wie sie sich für ein gemeinsames Projekt engagieren und gemeinsam Gestalten können. Gestalter verfügen derzeit über die Werkzeuge, um Entwurfsprozesse offen und transparent zu machen und andere daran teilhaben zu lassen. Und soziale Medien machen es mit bisher unvorstellbarer Schnelligkeit und Reichweite möglich, neue Ideen durch Crowdfunding zu finanzieren oder politische Petitionen gegen unpopuläre Maßnahmen zu organisieren.
In Berlin hat die Nutzung dieser Möglichkeiten der Beteiligung dazu geführt, dass statt der Veräußerung von öffentlichen Liegenschaften an den Meistbietenden ein Konzeptverfahren eingeführt wurde – in Reaktion auf das Engagement von Bürgern. Immobilieninvestoren und Architekten müssen sich zunehmend darauf einstellen, dass Partizipation durch zukünftige Bewohner zu einem unumgänglichen Gebot ihrer Tätigkeit wird.
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